International
Das globale Kreuzfahrtgeschäft erscheint sehr vielseitig und umfangreich. In der Realität wird es jedoch von nur wenigen großen Kreuzfahrtreedereien dominiert.
In den 1990er Jahren bildeten sich während einer Fusionierungs- und Konsolidierungsphase drei große Konzerne. Die Konzentration des weltweiten Kreuzfahrtangebots ist daher noch intensiver, berücksichtigt man, dass die beiden größten Konzerne alleine über 16 Marken und Redereeien verfügen.
Die beiden Kreuzfahrtkonzerne Carnival Corporation & plc und Royal Caribbean Cruises Ltd. sind die Marktführer dieser Branche. Carnival Corporation ist mit zehn Marken die weltweit größte Reisegesellschaft im Freizeitbereich und gleichzeitig Branchenführerin in der Kreuzfahrtindustrie. Der Konzern verfügt über 103 Schiffe mit 232.000 Betten. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte Carnival Corporation Einnahmen in Höhe von 17,5 Mrd. USD. Zweitgrößte Reederei ist Royal Caribbean mit sechs Kreuzfahrtmarken. Insgesamt betreibt die Aktiengesellschaft 49 Schiffe mit einer Gesamtanzahl von 124.070 Betten. Im Geschäftsjahr 2017 verzeichnete das Unternehmen Einnahmen von über 8,7 Mrd. USD.
Als drittgrößter Konzern folgt die Norwegian Cruise Line Holdings Ltd.. Sie betreibt neben der Norwegian Cruise Line auch Oceania Cruises und Regent Seven Seas Cruises. Insgesamt verfügt das Unternehmen über 25 Schiffe mit etwa 50.400 Betten. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt 31.000 Angestellte, wobei diese sich auf 3.000 an Land und 28.000 an Bord untergliedern. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte Norwegian Cruise Line Holdings Ltd. einen Umsatz von 5.396 Mio. USD.
Auch die MSC Cruises hat sich zu einem globalen Kreuzfahrtunternehmen entwickelt. MSC Cruises verfügt über 14 Schiffe und bietet weltweit 225 verschiedene Routen an. 2017 beförderte das Unternehmen 1,97 Mio. Passagiere, wobei deren Durchschnittsalter bei etwa 46 Jahren liegt. Insgesamt beschäftigt das Unternehmen 23.776 Angestellte an Bord und an Land. Der Umsatz betrug dabei im Jahr 2017 2.275 Mio. Euro (2.725 Mio. USD). Das Nettoeinkommen betrug dabei 311 Mio. Euro (372,5 Mio. USD).
Diese vier Konzerne bzw. Großreedereien, auch „The Big Four“ genannt, beherrschen heute mehr als dreiviertel des Hochseetourismus.
Marktanteil der größten Kreuzfahrtreedereien nach Passagierzahlen (in Prozent)
Marktanteil der größten Kreuzfahrtreedereien nach Anzahl der Schiffe
Untermarken Carnival Corportion
Carnival
Carnival Cruise Line, welche 1972 gegründet wurde, ist einer der modernsten Anbieter auf dem Kreuzfahrtmarkt und verspricht seinen Kunden mit 25 Schiffen ein großes Angebot im Unterhaltungsbereich. Im Jahr 2017 verzeichnete die Reederei fünf Mio. Passagiere. Der Spaß steht stets an oberster Stelle, weshalb Carnival seine eigenen Schiffe auch als Fun Ships bezeichnet. Alle Schiffe der Flotte verfügen über Kapazitäten von über 2.000 Passagieren, wobei das größte Schiff, gemessen an der Passagierzahl, die Carnival Vista mit 4.000 Passagieren ist. Somit zählt das Unternehmen klar zum Geschäftsmodell der Megaschiffe.
HAL
Diese Marke Holland America Line existiert seit 1873 und betreibt aktuell 14 mittelgroße Schiffe.Die Schiffe bieten speziell älterem Publikum eine erholsame und gemächliche Urlaubsmöglichkeit. Die Ausstattung begeistert mit ausgewählten Antiquitäten, guter Qualität und freundlichem Servicepersonal. Die meisten Schiffe liegen unter einer Passagierkapazität von 2.000 Passagieren, somit ist die Reederei im Modell der Klassischen Schiffe anzusiedeln. Es ist jedoch auch zu erkennen, dass Holland America Line versucht, seine Flotte weiterhin in die Richtung der Megaschiffe auszubauen. Dies wird vor allem bei der Betrachtung der Schiffsbauten ab 2008 deutlich. Größtes und zugleich neuestes Schiff ist die Koningsdam mit einer Kapazität von 2.650 Passagieren.
Seabourn
Die Reederei Seabourn wurde 1988 gegründet. Aktuell betreibt das Unternehmen vier kleinere Schiffe, welche den Passagieren eine luxuriöse Urlaubsmöglichkeit bieten. Neben der luxuriösen Ausstattung steht speziell der personalisierte Kundenservice im Vordergrund, hierbei soll nach Möglichkeit die Wiedererkennung des Gastes im Fokus stehen. Schon nach kurzer Zeit auf See sollen Passagiere daher persönlich mit ihrem Namen angesprochen werden. Um dies zu gewährleisten, verfügen die vier Schiffe über eine geringeren Passagierzahl von 450 Passagieren und einer hohen Besatzung von 330. Durch die spezielle Ausrichtung auf den anspruchsvollen Kundentyp kann die Reederei in das Modell der Nischenanbieter eingeordnet werden.
Costa
Im Jahr 2017 beförderte das Unternehmen mehr als zwei Mio. Gäste. Gemessen an den Passagierzahlen ist Costa Cruises, betrieben seit 1972, die drittgrößte Marke der Dachgesellschaft. Die Marke betreibt 15 Schiffe, welche alle ein italienisches Flair widerspiegeln. Die Passagierkapazität liegt bei den meisten Schiffen, bis auf einige Ausnahmen, wobei es sich eher um ältere Modelle handelt, über 2.000. Flaggschiff ist die Costa Diadema mit 3.708 Passagieren. Das Geschäftsmodell liegt somit klar bei Megaschiffen.
Cunard
Gegründet im Jahr 1840, bietet die Reederei Cunard seinen Gästen, mit seinen drei berühmten Schiffen, die Möglichkeit einer Luxusreise mit geschichtlichen Wurzeln und Kulturcharakter. Grundgedanke bilden dabei britische Erlesenheit, beispielhafter Service sowie Kultiviertheit. Trotz einer Passagierkapazität von zumeist knapp über 2.000 Passagieren und der Queen Mary 2 als Flaggschiff, ist die Marke dennoch aufgrund seiner Luxusausrichtung im Bereich des klassischen Geschäftsmodells anzusiedeln.
P&O
Die Reederei P&O Cruises kann dem Geschäftsmodell Megaschiffe zugeordnet werden. Neuere Schiffe ab 2008 verfügen über Passagierkapazitäten von mehr als 3.000. Ältere Modelle liegen knapp unter der 2.000er Marke dieser Kapazität. Hieran ist klar zu erkennen, dass sich die Marke vom klassischen Anbieter hin zum Modell der Megaschiffe gewandelt hat. Größtes Schiff ist die Britania mit einer Kapazität von 3.737 Passagieren. Insgesamt besteht die Flotte der P&O Cruises, nach dem Abgang der Adonia an Fathom, aus sieben Schiffen. Das Unternehmen, gegründet 1837, hat sich dabei speziell auf britische Gäste spezialisiert und bietet ein breit gefächertes Angebot von exklusiven Schiffen für Erwachsene bis hin zur Familiendestination.
P&O Australia
Mit allen fünf Schiffen seiner Flotte, welche jeweils unter einer Kapazität von 2.000 Passagieren liegen, kann P&O Australia in das Geschäftsmodell der klassischen Schiffe eingeordnet werden. Die Reederei bietet die meisten Zielgebiete in Australien und im Südpazifik. Die Heimathäfen liegen daher auch in Australien und Neuseeland. Die seit 1932 existente Marke bietet seinen Gästen dabei freundlichen Service und eine Vielzahl von Aktivitäten und Unterhaltungsmöglichkeiten. Im Jahr 2017 wurde ihr die Auszeichnung „Best Cruise Line“ im International Traveller Reader´s Choice Award verliehen. Flaggschiff ist die Pacific Explorer mit einer Kapazität von 1.950 Passagieren.
Princess
Princess Cruises wurde 1965 gegründet und verfügt aktuell über eine Flotte von 17 Schiffen. Die Reederei führt ein weit gefächertes Angebot an Destinationen weltweit und setzt auf einzigartige Erlebnisse. Die Marke kann in den Bereich Megaschiffe eingeordnet werden. Alle Schiffe liegen mit ihrer Passagierkapazität weit oder nur knapp unter der 2.000er Marke. Einzige Ausnahme bildet die Pacific Princess als kleinstes Schiff. Mit einer Kapazität von 3.560 Passagieren sind die Majectic, die Regal und die Royal Princess die größten Schiffe der Flotte.
AIDA
Mit zwölf Kreuzfahrtschiffen bietet AIDA seinen Gästen ein breites Angebot auf dem deutschen Markt mit dem Fokus auf Komfort und Lifestyle zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis. Zudem legt das Unternehmen einen großen Wert auf Umweltstandards und Innovationen. AIDA verfolgt hierin auch sein „Green Cruising Konzept“ und wird als weltweit erste Marke seine nächste Generation der Flotte mit LNG (Liquified natural gas) betreiben. Das Unternehmen existiert seit 1996 und zählt zum Geschäftsmodell der Megaschiffe. Bis auf die ältesten drei Schiffe hat die übrige Flotte eine Kapazität von über 2.000 Passagieren. Die größten und neuesten Schiffe sind dabei die AIDAPerla und AIDAPrima, welche beide der Hyperionklasse angehören, mit einer Passagierkapazität von 3.286.
Fathom
Fathom ist die neueste Marke der Carnival Corporation Familie. Mit einem Schiff, der Adonia, verfügte die Reederei 2017 über eine Passagierkapazität von 710. Das Konzept des Unternehmens liegt darin, etwas an die Bevölkerung der angefahrenen Länder oder Zielgebiete zurückzugeben. Gäste engagieren sich daher an Land für verschiedene soziale Projekte. Die Marke verfolgt das Geschäftsmodell der Nischenanbieter. Nach dem Abgang der Adonia an die Reederei Azamara Club Cruises der Royal Caribbean im März 2018, werden die Fahrten in Zusammenarbeit mit der Princess Cruises angeboten.
Untermarken Royal Caribbean
Royal Caribbean
Royal Caribbean ist die größte Marke der Royal Caribbean Familie. Wie auch die größte Marke der Carnival Familie verfolgt die Reederei das Geschäftsmodell der Megaschiffe. Alle 24 Schiffe der Flotte verfügen über eine Passagierkapazität von mehr als 2.000. Mit einer Kapazität von 5.496 Passagieren war die Harmony of the Seas das größte Schiff der Flotte. Seit April 2018 löst die Symphony of the Seas ihre Schwester der Oasis-Klasse als weltweit größtes Schiff ab. Dabei verfügt sie über eine Kapazität von bis zu 6.680 Passagieren. Das 1996 gegründete Unternehmen setzt seinen Fokus auf ein breit gefächertes Angebotsspektrum mit aufregenden Zielgebieten für ein vielseitiges Publikum.
Celebrity
Celebrity Cruises wurde 1989 gegründet und ist die zweitgrößte Marke der Royal Caribbean. Die Marke verkörpert ein luxuriöses Image und bietet seinen wohlhabenden Kunden dabei gehobenen Service und noble Ausstattung. Größtes Schiff ist die Celebrity Reflection mit einer Kapazität von 3.046 Passagieren. Das Unternehmen verfolgt jedoch nicht nur ein Geschäftsmodell, sondern deckt zum einen das der Megaschiffe als auch das Geschäftsmodell der Nischenanbieter ab. Die Mehrzahl der Schiffe verfügen über eine Kapazität von 2.000 Passagieren, Ausnahmen bilden hier aber die Xpedition, die Xperience und die Xploration. Diese Schiffsklasse ist speziell auf das Fahrtgebiet der Galapagos Inseln angepasst und verkörpert das Geschäftsmodell der Nischenanbieter für Celebrity Cruises.
Pullmantur
Größtes Schiff der Pullmantur Flotte ist die Monarch mit einer Passagierkapazität von 2.384. Das Unternehmen ist speziell auf den spanischen Markt ausgerichtet und bietet hauptsächlich All-Inclusive Angebote. Zwei Schiffe der Flotte liegen mit ihrer Kapazität über 2.000 Passagieren, die anderen zwei Schiffe der Flotte liegen unter einer Passagierkapazität von 1.500 Passagieren. Mit seinen insgesamt vier Schiffen kann Pullmantur noch ins Geschäftsmodell der Klassischen Schiffe eingeordnet werden, der Übergang zu den Megaschiffen ist jedoch nicht zu übersehen.
Azamara
Die Reederei ist im Luxussegment einzugliedern. Ihre Flotte besteht aus kleinen Boutique-Schiffen, welche das Ambiente eines Country-Clubs auf See ausstrahlen. Bis Ende 2017 verfügte das Unternehmen über zwei Schiffe, im März 2018 wurde die Flotte um ein weiteres Schiff erweitert, die Azamara Pursuit. Dieses gehörte zuvor unter dem Namen Adonia zu P&O Cruises der Carnival Corporation und wurde gleichzeitig von der Spezialmarke Fathom befahren. Alle drei Schiffe der Flotte verfügen über eine Passagierkapazität von etwa 700. Größtes Schiff ist der Neuzugang Azamara Pursuit mit einer Kapazität von 710 Passagieren. Neben speziell zugeschnittenen Ausflugsprogrammen, bietet Azamara Club Cruises seinen Gästen auch längere Landaufenthalte, dabei werden besondere Urlaubsziele angefahren und dies meist abseits der Stoßzeiten. Mit der speziellen Ausrichtung auf das Luxussegment und der Ausrichtung auf diese Kundengruppe, kann die Reederei ähnlich der Gegenspieler der Carnival Corporation Seabourn in das Modell Nischenanbieter eingeordnet werden.
TUI
Das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen betreibt insgesamt sechs Schiffe und bildet ein Joint Venture mit der Royal Caribbean und der deutschen TUI AG. Alle der sechs Schiffe liegen dabei über oder knapp unter eine Kapazität von 2.000 Passagieren. Somit kann das Unternehmen in den Bereich der Megaschiffe eingegliedert werden und bietet die Vergleichsmarke zur AIDA von Carnival Corporation. Die Reederei bietet seinen Kunden All-Inklusive Reisen und legt großen Fokus auf sein breit gefächertes Wellnessangebot. Größtes Schiff ist das, im Mai 2017 eingeführte, Mein Schiff 6 mit der Kapazität von 2.552 Passagieren.
SkySea
Die Reederei verfügt über ein Schiff, die SkySea Golden Era, mit einer Passagierkapazität von 1.814. Das Unternehmen ist speziell auf den chinesischen Markt mit seinen besonderen Gewohnheiten und Präferenzen ausgerichtet. Insgesamt handelt es sich um eine strategische Partnerschaft zwischen Royal Caribbean und dem chinesischen Reiseserviceanbieter Ctrip.com International Ltd., das Unternehmen kann zudem ins Geschäftsmodell der Klassischen Schiffe eingegliedert werden.
Deutscher Markt
Insgesamt agieren auf dem deutschen Markt 34 Anbieter für Hochseekreuzfahrten, diese bestehen zu 65 % aus internationalen und zu 35 % aus nationalen Unternehmen. Mittels dieser Angebotsstruktur überschritt die Zahl der deutschen Hochseekreuzfahrer im Jahr 2016 zum ersten Mal die zwei Millionengrenze und stieg auf 2.018.142 Passagiere. Auch 2017 stiegen die Passagierzahlen weiter an. Die beliebtesten Fahrtgebiete sind die Mittelmeerregion und das Nordmeer. Die durchschnittliche Dauer einer Kreuzfahrt liegt dabei bei 8,9 Nächten. Damit ist Deutschland zusammen mit China weiterhin der zweitgrößte Quellmarkt für Hochseekreuzfahrten nach den USA.