Klassische Flusskreuzfahrtreviere in Europa sind die Donau, der Rhein, die Rhône/Saône und die Wolga in Russland. Flusskreuzfahrten mit exotischem Charakter sind auf europäischen Flüssen ebenfalls anzutreffen. Erwähnenswert sind hier: Götakanal in Schweden, Guadalquivir und Guadiana auf der Iberischen Halbinsel, Kaledonischer Kanal in Schottland, Fluss Shannon in Irland und die Themse auf englischem Staatsgebiet.
Donau
Die Donau misst 2.888 km und ist somit Europas zweitlängster Fluss, der auf dem Weg in das Mündungsgebiet beim Schwarzen Meer zehn europäische Länder durchfließt. Sie ist ab der Einmündung des Main-Donau-Kanals bei Kehlheim für Großschiffe auf einer Länge von 2.412 km befahrbar und somit ein ideales Flusskreuzfahrtgebiet. Die Donau entspringt im südlichen Schwarzwald, wo sie sich aus zwei Quellflüssen, der Brigach und der Breg, bildet. Es werden drei große Abschnitte der Donau unterteilt:
• obere Donau: von Donaueschingen mitsamt dem Quellgebiet bei Brigach und Breg bis Rába in Ungarn
• mittlere Donau: von Rába bis in die Karpaten
• untere Donau: das restliche Teilstück bis zur Mündung in das Schwarze Meer
Das Einzugsgebiet der Donau beträgt 817.000 km² und entwässert pro Sekunde 6.500 m³ Wasser in das Mündungsgebiet. Die Flussbreite variiert von 95 m bei Regensburg bis hin zu 300 m bei Wien und 1.000 m in Budapest. In Bulgarien und Rumänien sind es schließlich sogar 2.500 m bzw. 3.500 m.
Die Donau wird als internationalster Fluss weltweit bezeichnet, da eine Vielzahl an Anliegerstaaten durchquert werden und die Donau gleichzeitig die Grenzen von Slowakei, Ungarn, Kroatien, Bulgarien, Rumänien, Moldawien und der Ukraine bildet.
Entlang des Flusses sind bedeutende europäische Hauptstädte, wie etwa Budapest, Wien, Bratislava oder Belgrad angesiedelt – gepaart mit der reizvollen Landschaft ein für die klassischen Flusskreuzfahrten ideales Revier. Weiterhin sind bedeutende Nationalparks, wie der Naturpark obere Donau, das Naturschutzgebiet Oberleiten und der Nationalpark Donau an den Ufern des Flusses eingerichtet. Durch menschlichen Eingriff in die Natur in Form von Schleusen und Dämmen ist die Donau infolge des geringen Tidenhubs ganzjährig befahrbar und somit für Flussreiseanbieter in dieser Hinsicht besonders attraktiv.
Rhein
Der Rhein entspringt in den Alpen auf Staatsgebiet der Schweiz und ist mit einer Länge von 1.230 km der zweitlängste sowie einer der wichtigsten Ströme Europas. Die Schiffbarkeit ist ab Rheinfelden östlich von Basel bis zur Mündung bei Hoek van Holland in den Niederlanden auf 883 km gegeben – 719 km sind auf deutschem Staatsgebiet befahrbar. Somit ist der Rhein der längste Fluss Deutschlands und gleichzeitig auch der längste Zufluss zur Nordsee. Kurz vor der Mündung wird der größte Hafen Europas in Rotterdam passiert, welcher nach Shanghai weltweit an zweiter Stelle rangiert. Der einhergehende Güterverkehr macht den Fluss global zu einer der am stärksten frequentierten Wasserstraßen. Der Rhein ist in drei Abschnitte unterteilt:
• Oberrhein: zwischen Basel und Bingen
• Mittelrhein: zwischen Bingen und Köln
• Unterrhein: ab Köln bis zur Mündung bei Hoek van Holland
Auf dem Weg zu seiner Mündung durchfließt der Rhein die Schweiz, Österreich, Deutschland und die Niederlande – zu Liechtenstein und Frankreich stellt der Strom einen Grenzfluss dar. Die wichtigsten Nebenflüsse sind Aare, Mosel, Main, Neckar und Maas.
Der Wasserpegel des Rheins ist durch häufige Schwankungen gekennzeichnet. Im Gegensatz zur Donau kann sich der Pegel in trockenen Hochsommerperioden um bis zu 20 cm absenken und bei starkem Regen sind die Wasserstände bis zu einem Meter erhöht. 2003 etwa war der Flusspegel aufgrund des Rekordsommers nahe dem historischen Tiefstand.
Rhône & Saône
Die Rhône stellt den wassereichsten Fluss Frankreichs dar und entspringt am Rhônegletscher im äußersten Nordosten des Kantons Wallis in den Zentralalpen auf schweizer Seite. Der Fluss mündet nach 812 km in einem Delta südlich von Arles in das Mittelmeer. In Lyon fließt einer der größten Nebenflüsse der Rhône, die Saône, in das Flusssystem ein. Die beiden Flüsse wurden früher intensiv als Handelswege genutzt; die Begradigung der Rhône ab Lyon bis zur Mündung dient noch heute als Zeitzeugnis hierfür.
Flusskreuzfahrten werden heute auf dem befahrbaren Streckenabschnitt ab Chalon-sur-Saône bis nach Arles oder Martigues an der Mittelmeerküste durchgeführt. Dabei werden die Regionen Burgund, Provence und Camargue passiert. Im Vergleich zur Donau sind nur wenige Flussschiffe auf der Rhône unterwegs, jedoch erfreut sich das Zielgebiet immer größerer Beliebtheit, insbesondere bei Kreuzfahrt-Interessierten aus den USA. Es wird eine Vielzahl an Themenoptionen auf den beiden Flüssen angeboten, wie etwa Reisen mit kulinarischen Besonderheiten oder aber auch Flusskreuzfahrten mit Wanderetappen. Die optimale Reisezeit ist Frühjahr, Sommer und Herbst während der Weinlese.
Das Tal der Rhône ist besonders reich an kulturellen Hinterlassenschaften durch römische Einflüsse, darunter das Amphitheater in Lyon, die berühmte Brücke von Avignon und die Arena von Arles. Entlang des Flusses bieten Rebgärten, Sonnenblumen- und Olivenhaine, Zypressen sowie steilwandige Uferlandschaften ein kontrastreiches Naturerlebnis. Aufgrund dieser Vielfalt des Fahrtgebiets prognostizieren hier die Anbieter einen weiteren Nachfrageanstieg für die kommenden Jahre.
Wolga
Die Wolga ist mit ihren 3.530 km der längste Fluss Europas und stellt als Wasserstraße die Verbindung zwischen dem nordwestlichen Teil des Kontinents mit dem Kaspischen Meer und Zentralasien dar. Der Ursprung des Flusses ist im europäischen Teil Russlands zu suchen, wo er in den Waldaihöhen - ein von glazialen Endmoränen gebildeter Höhenzug ca. 300 km nordwestlich von Moskau - auf einer Höhe von 230 m über dem Meeresspiegel entspringt. Das Mündungsgebiet befindet sich am größten Salzsee der Erde, dem Kaspischen Meer, wo er in selbiges auf einer Höhe von 30 m unter Normalnull einfließt.
Die Wolga hat für Russland und seine Einwohner schon seit jeher einer große Bedeutung. Bereits die Kelten besiedelten das fruchtbare Mündungsgebiet und auch heute sind im Einzugsgebiet eine Vielzahl an Siedlungen verschiedenster Stämme und Völkergruppen anzutreffen. Überdies nahm die Wolga als Wasserstraße nach Asien auch eine wichtige Stellung bezüglich des Warenverkehrs und Handels ein. Auch heute noch ist sie als Transportweg in Russland von hohem Nutzen.
Das Flusssystem der Wolga umfasst mit seinen 200 Nebenflüssen ein Wasserwegenetz von über 17.000 km, welches durch Dämme und Kanäle befahrbar gemacht wurde. Flussreisen werden meist in Verbindung mit Fahrten auf den Nebenflüssen Newa, Swir, Moskwa und Don angeboten, jedoch finden eine Vielzahl an Reisen auf dem Teilstück zwischen St. Petersburg und Moskau statt.
Themse
Die Themse durchfließt von ihrer Quelle in Gloucestershire kommend das Zentrum Londons, bevor sie Greenwich passiert und anschließend hinter Canvey Island nach 346 km Länge in die Nordsee mündet. Berüchtigt ist der zweitlängste Strom des Vereinigten Königreiches durch die hohen Fluten und starken Gezeitenwellen, welche mithilfe der „Thames Barrier“, einer 1982 fertiggestellten Flutschranke kurz nach Greenwich, kontrolliert werden. Die Themse ist eine der saubersten urbanen Wasserstraßen der Welt; zahlreiche Fischarten sind hier anzutreffen und Seehunde, Delfine sowie Schweinswale bevölkern zeitweise das Gewässer.
Shannon
Der mit 370 km längste Fluss Irlands und gleichzeitig auch Großbritanniens war bereits um 300 v. Chr. Teil einer wichtigen Handelsstraße, die über Gallien bis zum mittleren Rhein verlief. Im 18. Jahrhundert wurde zusätzlich der Grand Canal errichtet, der Dublin mit dem Shannon verbindet. Der Ursprung des Flusses ist im Cuilcagh-Gebirge zu finden, von wo aus er Richtung Westen den See Lough Allen und anschließend die zentrale Kalksteinebene passiert, bevor er bei Limerick in einer breiten Flussmündung in den Atlantik einfließt. Vom Lough Key über den Allan-Kanal und dem Lough Ree bis zum Lough Derg ist der Strom auf 220 km Länge schiffbar – lediglich sechs Schleusen sind auf dem Fluss anzutreffen, welcher zum Großteil im Süden touristisch erschlossen ist. Neben der Möglichkeit, den Strom mit Hausbooten in Eigenregie zu befahren, werden auch klassische Flusskreuzfahrten unternommen. Die zehn Personen fassende ‚Shannon Princess‘ befährt den Shannon beispielsweise zwischen Athlone und Killaloe bei Lough Dergh auf einer siebentägigen Route.
Kaledonische Kanal
Der Kaledonische Kanal stellt zwischen Fort William und Inverness eine Verbindung von der Nordsee zu dem Atlantik dar. Die Wasserstraße wurde errichtet, um Transportschiffen und Fischkuttern die risikoreiche Route um die Nordspitze Schottlands, der Pentland Firth, zu ersparen. Die Fertigstellung des fast 100 km langen, 6 m tiefen und bis zu 30 m breiten Kanals erfolgte nach 19-jähriger Bauzeit 1822, wobei nur ein Drittel der Wegstrecke künstlich bearbeitet werden musste. Einen Großteil bilden die langgestreckten Beckenseen, vom Süden her der Fjord Loch Linnhe, Loch Lochy, Loch Oich und schließlich Loch Ness, von wo aus der Kaledonische Kanal in den Moray Firth mündet. Neben dem Chartern von Hausbooten, die nach Einweisung selber gesteuert werden können, sind ebenfalls mehrtägige Bootstouren buchbar. Auch die ‚Scottish Highland‘ kreuzt in deisem Gebiet:
Guadalquivir & Guadiana
Der Guadalquivir befindet sich im Südwesten Spaniens und kann zwischen Sevilla und Cádiz befahren werden. Ziele wie Córdoba mit der Mezquita-Kathedrale und die „weißen Dörfer“ Andalusiens sind bei Landgängen erkundbar. Eine Kreuzfahrt auf dem Guadalquivir kann mit einem Reiseabschnitt auf dem Guadiana verbunden werden, der in Kastilien entspringt und im Süden die Grenze von Portugal zu Spanien bildet. Angelaufene Häfen auf dem Guadiana sind Vila Real de San Antonio an der Mündung und Alcoutim weiter stromaufwärts.
Götakanal
Das blaue Band Schwedens verbindet auf einer Länge von 600 km mehrere Seen und ermöglicht es, auf dem Wasserweg vom Vänersee, bei Göteborg liegend, bis an die Ostseeküste zu kreuzen. Der künstlich angelegte Kanal macht in etwa ein Drittel der Gesamtwegstrecke aus; 400 km werden von natürlichen Gewässern wie Seen und Flüssen gebildet. Auf dem Wasserweg werden 58 Schleusen passiert, wobei der höchstgelegene Punkt des Kanals bei 91,50 m über Normalnull am See Viken liegt und somit das Durchfahren der zahlreichen Schleusen vonnöten macht. Im Zeitraum von 1832 bis 1930 war der Götakanal ein bedeutender Transportweg, bevor ihn die knappen Abmessungen hinsichtlich der möglichen Schiffsgrößen zunehmend an Bedeutung haben einbüßen lassen. Heute wird die Wasserstraße für Touristen unter anderem noch von Dampfschiffen der „Götakanal-Klasse“ befahren, welche exakt an die Schleusengrößen angepasst wurden.